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Wie begründet man die Wahl der Methodik in der Abschlussarbeit?


Die Entscheidung, welche Methodik für eine Abschlussarbeit zu wählen ist, ist oft ein zentraler Punkt, der über den endgültigen Erfolg oder Misserfolg der Arbeit entscheiden kann. Gelangt der Autor erst einmal dazu, in der Arbeit eine Methodik beschreiben zu müssen, umso näher rückt der Moment, in dem er seine Forschung als abgeschlossen ansehen darf. Es gibt drei große Gruppen von Methoden, aus denen der Autor wählen kann. Sie sind auf den nächsten Seiten beschrieben. Zunächst einmal die ganz einfach beschriebenen experimentellen Methoden, dann die Methoden, die man imaginativ nennen könnte, und schließlich die Verbindungsschritte, die notwendig durchgeführt werden müssen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen – oder das, was der Autor als die Wahrheit ans Licht bringen möchte.

1. Die Relevanz der Methodik


Die Methodik ist nicht allein ein technischer Teil der Arbeit, sondern sie ist für die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse entscheidend. Eine gut begründete Methodik zeigt, dass der Autor die Forschungsfrage ernst genommen hat und in der Lage ist, die Werkzeuge auszuwählen, die zur Beantwortung der Frage notwendig sind. Die Methodik sollte daher immer in direktem Zusammenhang mit der Forschungsfrage gewählt werden.
Beispiel:
Angenommen, Sie fragen forscherisch: „Welchen Einfluss haben soziale Medien auf das Kaufverhalten von Teenagern?“ In dieser Forschungsfrage steckt mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Und das nicht nur, weil „soziale Medien“ in Wirklichkeit plural sind und mehrere unterschiedliche Medienarten umfassen. Es steckt auch mehr in der Frage, weil man „Kaufverhalten“ und „vorpubertäres und pubertäres Verhalten“ in Verbindung bringen muss. Und das ist nicht so einfach, wie es klingt. Und natürlich steckt auch mehr drin, weil Ihre Frage auf eine hinreichend große Anzahl von Rezipienten abzielt.

2. Theoretische Grundlagen


Die theoretische Fundierung ist ein weiterer zentraler Aspekt bei der Begründung der gewählten Methodik. Sie ist auf bestehende Theorien und -Modelle zurückzuführen: Es gibt kaum neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die nicht auf einer Uralt-Theorie oder inzwischen überholten Modellen basieren. Und es gibt erst recht keine neuen Methoden, die nicht einfach Modernisierungen oder Variationen von älteren Methoden sind.
Beispiel:
Theorien wie das „Technology Acceptance Model“ (TAM) können Ihnen beim Entwerfen Ihrer Umfrage helfen. Das TAM könnte Ihnen beispielsweise dabei helfen, Variablen zu bestimmen, die das Kaufverhalten beeinflussen. Das Modell könnte auch einige Ihrer Entscheidungen rechtfertigen, was die Auswahl Ihrer Fragen betrifft. Warum passt das TAM zu diesem Beispiel? Es passt aus zwei Gründen. Erstens: Es geht um Akzeptanz. Und beim Kaufverhalten geht es immer auch darum, ob jemand bereit ist, etwas anzunehmen. Zweitens: Das TAM ist ein Modell, das eine Unmenge an Forschung und zugleich sehr viel Wissen darüber, was Kaufverhalten beeinflusst, in sich vereint.

3. Praktische Überlegungen


Die Methodik hat auch einen praktischen Aspekt. Was in der Theorie schön und gut aussieht, muss auch in der Praxis durchgeführt werden können. Das bedeutet, dass Sie in Ihrer Argumentation auch auf folgende Überlegungen eingehen sollten:

  1. Zeitraum: Die Erhebung der Daten muss in einem bestimmten Zeitrahmen erfolgen. Sie sollten also überlegen, ob Ihre Methodik auch dann funktioniert, wenn Sie nur einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung haben.
  2. Ressourcen: Sie müssen und wollen nicht nur denken, sondern auch handeln. Und das immer in einem bestimmten finanziellen Rahmen. Diesen Punkt muss Ihre Argumentation abdecken, ohne dass sie unrealistisch wird.
  3. Datenzugänglichkeit: Sie müssen an die Daten kommen, die Sie für Ihre Untersuchung benötigen. Auch das ist ein praktischer Aspekt, den Ihre Methodik berücksichtigen muss.
    Beispiel:
    Die Durchführung einer qualitativen Studie in kurzer Zeit kann eine Herausforderung sein. Eine potenzielle Lösung besteht darin, anstelle von persönlichen Interviews eine Online-Umfrage durchzuführen. Diese hat den Vorteil, dass man mit ihr in relativ kurzer Zeit und mit sehr geringem Aufwand an eine große Anzahl von Personen gehen kann. Das heißt, man hat mit der Online-Umfrage eine potenziell große und signifikante Datenbasis für seine qualitative Studie.

4. Reflexion und Anpassungsfähigkeit


Die Methodik muss ja nicht nur gewählt, sondern auch argumentativ verteidigt werden. Und das erfordert dann wirklich eine gründliche Reflexion über die (möglichen) Alternativen. Es gibt immer mehrere Wege, ein Problem zu lösen; man muss sich und anderen plausibel machen, warum man den einen Weg dem anderen vorgezogen hat. Und zur guten wissenschaftlichen Praxis gehört dann auch, dass man nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachteile der gewählten Methode ins Spiel bringt.
Beispiel:
Eine Fallstudie ist Ihre Methode der Wahl, und Sie könnten ebenso gut eine experimentelle Methode in Betracht gezogen haben. Warum nicht ein Experiment? Sie könnten sagen, dass dies nicht das geeignete Paradigma für Ihre Disputation wäre, und das hinreichend zu begründen, ist natürlich eine Aufgabe, die in Ihrer Methodik schlummern sollte. Aber auch Ihre Experimentierlaune sollten Sie dem Publikum nicht schuldig bleiben. Ein gutes Wissenschaftsseminar gibt auf die Frage „Warum nicht ein Experiment?“ auch gleich die Antwort „Warum eine Fallstudie?“

5. Tipps für eine überzeugende Argumentation

  • Seien Sie klar und präzise: Vermeiden Sie Unklarheiten oder zu vage Argumentationen. Seien Sie konkret und erläutern Sie jeden Ihrer Gedankengänge.
  • Verwenden Sie Fachliteratur: Lassen Sie Ihre Argumentation von relevanten Quellen stützen. Das verleiht Ihrer Wahl nicht nur zusätzliche Unterstützung, sondern auch größtmögliche Autorität.
  • Seien Sie transparent: Stellen Sie klar, warum Sie welche Methoden angewendet haben und welche nicht (mehr) anwendbar waren. Diese Transparenz ist ein Zeichen für die bewusste Entscheidung und für die gute Hand des Nutzers.
  • Berücksichtigen Sie die Zielgruppe: An diese rhetorischen Figuren der Wissenschaftskunde kommt auch der Autor nicht vorbei. Wer soll verstehen, was er sagt, wenn er es nicht auch in Worten der einfachen Verständlichkeit sagen kann?

Fazit


Die Methodik in einer Abschlussarbeit zu wählen, ist ein kritischer Aspekt, der sorgfältig überlegt und überzeugend begründet werden muss. Es könnte als Basis dienen für eine Überlegung, die so lautet: Warum habe ich diese und nicht eine andere Methodik gewählt? Und dann weiter: Was ist die Grundlage für diese Entscheidung? Relevanz der Methodik? Theoretische Grundlagen? Praktische Überlegungen oder Alternativen? Mit klaren und gut unterstützten Argumenten sollten Sie in der Lage sein, für sich und dann auch für andere Ihre Entscheidung zu verteidigen.

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