Die Forschungsmethode, die für die Diplomarbeit gewählt wird, hat einen klaren, entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Arbeit. Oft wird eine Entscheidung zwischen den qualitativen und den quantitativen Methoden verlangt. Beide haben ihre eigenen Vorzüge und Herausforderungen. Und welche man wählt, hängt von der Forschungsfrage, den Zielen der Arbeit und den Ressourcen ab, die einem zur Verfügung stehen. In diesem Artikel schauen wir uns die beiden Ansätze an und arbeiten ihre Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten heraus.
Qualitative Forschungsmethoden
Die qualitative Forschung strebt nicht nur Einblick, sondern auch Durchblick an. Sie zielt auf die tragenden und zusammensetzenden Elemente von Phänomenen und auf die menschliche Welt. Darum können wir unter die Oberfläche schauen und bis in die verborgenen Ecken vordringen. Und das ist nötig, wenn wir wirklich verstehen wollen, was mit den Phänomenen und mit uns Menschen in irgendeiner Form vor sich geht. Seele und Körper, Phänomen oder Werden – in der Tiefe der menschlichen Welt sind die freiwilligen oder unfreiwilligen Forscher mit der Elfenbeinturm-Methode gewiss noch immer im besten Fall den Machern der Reproduzierbarkeitskrise gefolgt.
Vorteile der qualitativen Forschung
Der große Vorteil der qualitativen Forschung ist die Flexibilität. Sie lässt es zu, dass Forschende bei Veränderungen im Forschungsprozess nicht auf festgefahrene Bedingungen angewiesen sind, sondern neue, oft sehr interessante Erkenntnisse und Spekulationen integrieren können. Diese Methode gestattet es, die in den Perspektiven der Teilnehmenden verankerten Gewissheiten und die in ihre Erfahrungen eingeschriebene Subjektivität zu erfassen. Zudem lassen die oft sehr umfangreichen und detailreichen Daten eine Berufsforschung und eine Forschung in den Berufsfeldern, in denen wir forschen, sehr oft in eine vertiefte und spekulative Richtung gehen.
Herausforderungen der qualitativen Forschung
Die qualitative Forschung hat durchaus ihre Vorzüge, sieht sich aber auch einigen Herausforderungen gegenüber. Die Analyse der auf diese Art und Weise gewonnenen Daten kann sehr aufwendig und komplex sein, da sie oft wirklich große Mengen an unstrukturierten Informationen umfasst. Und es gibt noch einen weiteren Grund, auf den Illing (2015) hinweist: Qualitative Forschung kann immer auch der Gefahr der Subjektivität ausgesetzt sein, da die Interpretationen der gefundenen Daten stark von der Perspektive der Forschenden abhängen.
Quantitative Forschungsmethoden
Die quantitative Forschung unterscheidet sich von der qualitativen Forschung dadurch, dass sie messbare und quantifizierbare Daten erzeugt. Sie versucht, das Wesen der Phänomene und den mit diesen Phänomenen verbundenen Sinn zu begreifen, zu messen und zu quantifizieren. Statistische Analysen werden nicht nur gebraucht, um Hypothesen zu testen, die aus Theorien abgeleitet wurden; sie werden auch verwendet, um in den Daten verborgene Muster sichtbar zu machen.
Vorteile der quantitativen Forschung
Einer der sich klar abzeichnenden Vorteile der quantitativen Forschung ist das weite Feld der Verallgemeinerung. Wir können mit einer gewissen Zuverlässigkeit, die nicht immer gegeben ist und nicht immer in der gesamten Reichweite der Ergebnisse gelten kann, aber die wir immer leicht und oft auch de facto als annehmbar empfinden, sagen, dass ein Ergebnis, das wir mit einer großen Menge an Daten erzielt haben, auch für die große, nicht immer klar definierbare Population gilt, zu der mehr als nur die in der Stichprobe enthaltenen Individuen zählen. Und wenn die Forscher auch mit einer gewissen Schüchternheit (was auch immer das heißen mag) 30 Prozent überschreiten, dann, so heißt es oft, haben wir ein Resultat, das meritorisch und für mehr als nur ein paar gut annehmbare Gründe verallgemeinerbar ist.
Herausforderungen der quantitativen Forschung
Die Forschung, die auf quantitativen Methoden beruht, hat aber auch ihre Begrenzungen. Dies zeigt sich in aller Deutlichkeit in der häufigen Unmöglichkeit, die vollumfängliche Erscheinung einer Sozialität zu erfassen, die in einer Umwelt und in Zeiten auftritt, in denen es Wohn- und Lebensformen gibt, die als „sozial“ interpretiert werden oder werden können. Wo wir also aus bestimmten theoretischen und praktischen Sichtwinkeln auf Phänomene schauen, die:
- …in einem sozialen Gefüge sichtbar werden, das unseren sozialwissenschaftlichen Modellen und Theorien zur Erscheinung von Sozialität in spezifischen Umweltbedingungen und sozialen Strukturen entspricht (siehe Abbildung 1-3, S. 118-120);
- …in einer Unsicherheit der Messqualität in Bezug auf die verwendeten Messinstrumente resultieren; und nicht zuletzt führen diese Aspekte zu weiteren methodischen Herausforderungen.
Vergleich der beiden Ansätze
Die Entscheidung zwischen qualitativen und quantitativen Verfahren hängt eng mit der spezifischen Forschungsfrage zusammen, die beantwortet werden soll. Qualitative Verfahren liefern tiefere Einsichten in die individuellen Erfahrungen und in die sozialen Dynamiken, die sich um sie gruppieren. Quantitative Verfahren bieten uns breitere Perspektiven und die Möglichkeit der Generalisierung. Eine hybride Methode, die qualitatives und quantitatives Forschen vereint, liefert oft die besten Resultate. Mithilfe beider Ansätze können Forscher die Vorzüge der qualitativen und der quantitativen Forschung nutzen und ein ganzheitliches Bild des Forschungsgegenstands erhalten. Beispiel: Eine Studie, die zunächst eine qualitative Untersuchung macht zur Hypothesenfindung, um dann durch eine quantitative Erhebung die Hypothese in Richtung Richtigkeit oder Falschheit zu überprüfen.
Fazit
Die Wahl der Forschungsmethode in einer Diplomarbeit hat grundlegende Auswirkungen auf die Qualität und Relevanz der Arbeit. Die Wahl zwischen einem qualitativen und einem quantitativen Ansatz sagt immerhin auch etwas über die Art der Forschungsfrage aus. Man könnte also gleich einmal die unmittelbaren Eigenschaften der beiden Ansätze miteinander vergleichen. Die Forschung durch qualitative und quantitative Methoden hat ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Unbestreitbar ist, beiden Ansätzen gelingt die Wissensproduktion, die uns als Hochschule in der Anwendung unserer Erkenntnisse weiterbringt. Es ist aber auch nicht sinnvoll, diese beiden Methoden gegeneinander auszuspielen. Und es ist nicht sinnvoll, sie – ohne Reflexion über die jeweilige Stärke der Methode – miteinander zu vermischen. Und das ist dann die nächste Aufgabe, die im Rahmen der Wahl der Forschungsmethode zu erledigen ist.